Bei der Pressekonferenz im Stadion am Zoo ging ein starrer Blick seinerseits nach vorne. Drei Tage hatte er mit der Mannschaft bisher gearbeitet. Nicht viel Zeit, um der Mannschaft den eigenen Stempel aufzudrücken. Zwar war sichtbar, dass die Bergeborbecker früher angriffen und pressten, ertragreich war es jedoch nicht.
Und das, obwohl, wie Neitzel es selbst sagte, das Momentum zweimal auf Seiten der Essener war. Cedric Harenbrock, der auch gegen den WSV eine Top-Leistung zeigte, brachte die Rot-Weissen nach 22 Minuten in Führung. „Mit dem 1:0 müssen wir in die Kabine gehen“, sagte der ehemalige Bochumer nach der Partie. Diese konnte Enzo Wirtz mit einem Fallrückzieher jedoch noch vor der Halbzeitpause ausgleichen.
Nur zwei Minuten nach dem Platzverweis gegen Tjorben Uphoff konnte der ehemalige Wegberger ein zweites Mal einnetzen. „Das ist einfach schlecht. Wir sind fahrlässig in die Minuten nach dem Platzverweis gegangen“, nahm der neue Trainer kein Blatt vor dem Mund. „Trotzdem haben wir während des Spiels viele Dinge an und in der Box, um mehr als ein Tor zu erzielen. Das ist uns nicht gelungen.“ Wirtz setzte in der 79. Minute gar den 3:1-Treffer selbst oben drauf. Neitzel: „Dass danach der ein oder andere Brocken liegengelassen wurde, liegt in der Natur der Sache, ohne dass man es will.“
Nach dem Trainerwechsel von Sven Demandt zu Argirios Giannikis sprach dieser damals von einer mentalen Müdigkeit bei seinem Team. Viel Neues prallte auf das Team ein, viele Informationen, die erst einmal verarbeitet und umgesetzt werden wollten. RWE steht nach dem Wechsel zu Neitzel erneut vor dieser Herausforderung. Neitzel: „Wir haben versucht, dies so minimal wie möglich zu halten. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass es doch zu viel war.“ Zumal Kapitän Benjamin Baier wegen seiner Oberschenkelprobleme passen musste. Zwar hatte er es am Dienstag bei der Trainingseinheit probiert, doch der Muskel machte immer noch zu. Der Spielmacher, und das merkte man, fehlte an allen Ecken und Enden.
Wie es Neitzel dann nach der Partie ging? „Ich bin enttäuscht, aber dann ist auch gut. Viele Dinge werden nach Gefühl und Zahlen bewertet. Davon müssen wir uns ein bisschen freimachen.“